"Excuse me, d'you got the time?",
fragt mich eine Frau vor dem Great
Ormond Children's Hospital.
"I almost got it, I can certainly feel it,
although it is pretty elusive, isn't it.
I've tried to track it and nail it down
for almost three months",
hätte ich am liebsten entgegnet, war aber
natürlich viel zu langsam für solchen Unsinn.
Ich hatte zu kämpfen mit der korrekten
Uhrzeit. Aber ihre Frage verfolgte mich
den ganzen Tag, in all ihren möglichen
Lesarten, die eine bedrückender als die
andere, zum Beispiel
"D'you got the time?" - um was zu tun?
Stehenzubleiben, um mit ihr zu sprechen, statt
mein Sandwich zu hektisch und zu unaufmerksam
herunterzuschlingen, und an einen eher
unproduktiven Arbeitsplatz zurückzueilen?
Oder eher, ob ich die Zeit habe, die ich
brauche, um endlich zu wissen, wohin
die Reise gehen soll?
Dafür und so gesehen bleibt mir
in Menschenjahren noch einiges, bei
Glück vielleicht eineinhalb mal so viel wie
ich bereits verballert habe. Vielleicht aber
auch wesentlich weniger. Paradoxerweise
ist die Zeit, die mir bleibt, um zu
verstehen wohin die Reise geht,
natürlich völlig identisch mit der Dauer der
Reise selbst.
"D'you got the time?" - got it? got'cha.
Hab ich die Zeit verstanden? Nein, das
kann ich nicht, und will ich auch nicht
mehr.
Und wenn wir sie alle nicht verstehen,
die Zeit, wie konnte es gelingen, dieses nicht
Verständliche trotz aller kulturellen
Kriege und Kämpfe um Deutungshoheit
und noch bestehender Kalenderdifferenzen
auf ein und der selben Skala zu messen?
Warum dauert eine Sekunde so lange, wie
sie dauert (wie lange eigentlich, ausser
trivialerweise 1000 ms?)? Warum bricht
darüber keiner einen Krieg vom Zaun?
Wir verschenken Stunden, während wir
über Ozeane fliegen im Nicht-Ort von
Aviopolis, und holen sie uns manchmal
wieder, und dass die Engländer 'half twelve'
sagen, wenn sie 'halb eins' meinen, ist auch
nur eine Interpretationsdifferenz, die der
Stunde konventionellen Zeitunterschieds
(Greenwich, and all) durchaus entgegenkommt.
Aber warum sind die Uhren dieselben, die
Zeiger auf selben Bahnen im selben Tempo
unterwegs? Oder, sind sie das überhaupt?
Würde es denn meiner Passantin auch nur
irgendetwas nützen, wenn ich ihr erzählte,
dass meine Armbanduhr gerade etwa 11 Uhr
25 anzeigt? Was sagt es darüber, wie schnell
ihr Herz schlägt, wie schnell sie ihren Teil
vom Leben gehabt haben wird?
Inwiefern sagt meine Uhr ihr, wie zäh
und lahm mein Vormittag vor dem Sandwich
gewesen war vor Selbstzweifel und
Wertlosigkeiten, und wie mein
Nachmittag nach dem Sandwich vorbei und
in den Abend hinein fliegen würde über
einigen berauschenden Matlab-Skripten?
Was sagt die Zeit, wie ich sie abtrage auf
der Armbanduhr, wie lange ich noch brauche,
bis ich endlich erwachsen werde? Was soll das,
meine Uhr, die sich im Kreise dreht, wo mein
Leben doch eine möglichst ungewundene
Trajektorie beschreiben soll. Und welche
Stunde zeigt sie, wenn ich die Zeiger entferne?
Wednesday, February 15, 2006
The face is blank, but the gears are turning.
Posted by Jonas at Wednesday, February 15, 2006
Labels: Magical Thinking, Mostly in English, Prose, Time
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