Friday, May 30, 2008

Time traveler wisdom from the German Beer Garden

Am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang, wir leben nicht mehr lang. (Doch keiner weiß in welchem Jahr.)

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Wednesday, May 28, 2008

Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten

Schon zu oft habe ich das Ende der Syntax beklagt. Und, gerade wenn ich denke, alles versinkt im gleichzeitigen, ungeordneten Regnum der Schlagwörter, kommt einer, den wir vermisst haben, und schreibt wieder ein Buch. Und zum ersten Mal, antizyklisch zum Zeitgespenst fast, nimmt er nicht ein rätselhaftes Wort (“Faserland”, “Mesopotamia”, “Metan”) zum Titel. Auch belässt er es nicht bei Jahreszahlen (“1979”) oder politischen Forderungen (“Ferien für immer”)—

Nein, Christian Kracht wird bald zurück sein, an unserer Seite, mit einem neuen Roman, und er trägt einen vollständigen deutschen Satz zum Titel, einen sanften, beruhigenden Satz. “Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten”.

Viel mehr lässt sich noch nicht sagen, und bei diesem Sendboten der mehrfach verschachtelten Ironie kann es einem gern passieren, dass man das Konnotations-Karusell durch den Ausgang für Post-Post–Ironiker verlässt, obwohl man durch den Eingang für Authentizitätsgläubige und Bedeutungsschwangere hereinkam.

For the time being lässt sich zumindest folgern, dass Kracht seinen Titel mit den höchsten Distinktionsweihen entweder sehr gut aus sehr alten prä-digitalen Librärien geklaut hat (siehe unsere Abbildung), oder einfach eine seiner vielen guten Ideen hatte.

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Fig. 1: As of May 28 2008, the beautiful sentence ”Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“ did not yield any results in a leading search engine. Click on the image and see how this may have changed in the meantime.



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Sils Miron

Vergangenes Wochenende habe ich die Zeitmauer gefunden. Sie ist, überraschend, ein Zaun. Eigentlich eine Hecke und Reste eines Zauns.

Direkt vor der Zeitmauer, so dass man sie nie richtig wahrnehme, weil man ja immer schauen muss, wo man selbst bleibt in der heutigen Zeit, aber auch so dass man nie ganz an ihnen vorbei komme, sind dort: drei Gräber.

Die Zeitmauer verläuft quer über einen kleinstädtischen Friedhof. Das ist interessant, denn es ist eine bereits länger genährte These, dass die Zeit im Kosmos der Kleinstadt anders geht—ein Sprichwort fast—und deshalb auch genauer zu studieren ist. Die Zeitmauer verläuft nach meinen Berechnungen genau mitten durch den Ort, anlässlich eines Besuchs dessen Lorenz Schröter einmal passenderweise schrieb “In der Mitte? Ach, in der Mitte ist nichts”, auf seiner Suche nach der hohlen Welt.

Die drei Gräber, die man dort angebracht und vergessen hat, tragen fünf Namen; man weiss nicht warum, genauso wenig ist bekannt, was es genau mit den hier Beerdigten auf sich hat. Aber die Inschrift auf den drei Kreuzen ist genug, um als kleiner Stolperstein hinaus ins bequeme Nachgeschichtliche uns zu erinnern.

Mich befällt die Idee, dass sich diese Toten mit ihren Gräbern mir in den Weg gelegt haben; wann immer wir vorstossen wollen ins leichte und befreite Nachgeschichtliche, und nun wirklich einmal alles hinter uns lassen wollen—diese ganze alte miserable Sache, die als das Post-Histoire so benannt wurde, keine 10 Jahre her war—immer dann müssen wir, jeder von uns, mit unserem kollektivem oder individuellen Bewusstsein, an diesen Gräbern vorbei.

Es ist zuviel um es in Worte zu packen, und Worte sind nicht dazu geeignet; Sie müssen sich vielleicht selbst einmal dorthinstellen, an die Zeitmauer, und fühlen, was in Ihnen aufsteigt, wenn Sie dort, irgendwo im Schwäbischen Nichts der Behaglichkeit und des fast tödlichen Ennui diese Inschriften auf den Stolpergräbern am Gartenzaun der Geschichte lesen.

Alors, soviel geplappert, soviel unausgesprochen. Es ist ja alles da, in den Namen und den Zahlen:

Sils Miron, † 1944
Alexej Kruschinski und Nikolaj Magerko † 1944
Alexej Mauljudow † 1943 und Pawel Katew † 1942



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Monday, May 26, 2008

Always on my mind

“Etwas musste dem Vogel zugestoßen sein, denn ohne dass er wohl wusste wie ihm geschah, saß er eines Sonntag morgens plötzlich auf meinem Balkon fest. Ich hörte ein seltsames Geräusch, und als ich aufschaute, saß dort, vor meiner Balkontür (die hier schon öfters als beabsichtigt zum Thema wurde) ein großer Vogel. Er schaute mich unverwandt an, so, wie vielleicht nur Hirngeschädigte schauen können: Man fühlt sich addressiert, und schaut doch ins Leere, und das Leere in einen zurück.

Doch etwas komplizierter war es doch mit diesem großen, schwarzen Vogel. Nach Minuten, während denen er etwas ratlos umhergeschaut, sich die Flügel geputzt und sich ansonsten hopsend hin und her bewegt hatte, ging ich hinaus zu ihm. Die Situation war uns beiden unangenehm, aber er überwand die beredte Stille schließlich und sagte: «Hast Du vielleicht etwas von Willie Nelson da?»

Das sagte er wirklich, und ich dachte, ich mache uns die Freude, eilte kurz ins Wohnzimmer um auf dem iPod mühsam Always on my mind von Willie Nelson einzustellen. Und als Willie gerade begann sich warm zu schießen auf der Gitarre, war ich wieder zurück auf den Balkon-Planken. Der Vogel hatte sich selbst auf einen den Monobloc-Stühle gehievt, und es war mir unangenehm, dass ich vergessen hatte, die Stühle noch einmal abzuwischen; davon, wie dreckig sie immer werden, hatten mir meine Dadaisten-Freunde natürlich nichts erzählt.

Den Vogel schien es nicht zu stören. Er schaute auf den vollen Aschenbecher—Nicht meine!, aber bevor ich zu einer meiner stets zu elliptischen Erklärungen ansetzen konnte, schaute er mich wieder an, die Leere seines Patienten-Blicks war der Bestimmtheit eines Wanderpredigers gewichen. Die Angst, die mich befallen hatte, als wir uns zuerst durch die Scheibe taxiert hatten, war wieder da.

«Mein Flügel ist gebrochen, mein Freund. Ich werde sterben. Nur noch einmal Willie hören. Hast Du Zigaretten?» Mir schoß nicht weniger als mein Leben durch den Kopf, und Zigaretten hatte ich auch keine für ihn. Ich dachte an die abgelehnten Manuskripte, an die einzureichenden Manuskripte, und an all die Experimente, die warteten, und die verlorenen Freunde, und wie langsam sich die Lebenszeit durch das Nadelöhr des Jetzt schält, und wie im Breisgau der Spargel sich aus dem sandigen Boden kämpft, und wie Sebald gegen den Baum fährt, oder war es überhaupt ein Baum, und wie Hoffmann auf seinem Fahrrad durch Basel taumelt, und ob man auf einem Fahrrad taumeln kann, und dass ich ins Kloster gehen werde, doch, einfach so, auch wenn ich gar nicht glauben kann, aber dass das doch egal ist, die müssen mich doch nehmen, und dass ich Angst habe vor allem.

Ich fragte mich, wieso erst dieser Vogel hier notlanden musste, damit ich mir das alles eingestehe. Die Situation war mir immer noch höchst unangenehm, und ich wählte den ältesten meiner Tricks, ich sprang auf und fragte, ob er vielleicht doch etwas trinken wolle, oder einen Arzt, ich kenne eine gute Veterniärmedizinerin, selbst habe ich leider keine—«Sterben, mein Freund. Lass nur.»—«Ein Bier?»—«Mhmja gut, ein Bier.»

Ich ging fahrig in die Küche hinein, den Kopf sehr durcheinander und den Blick selbst so leer wie eben nur schwer verstörte oder schwer geschädigte Hirne es hinbekommen, und als ich wiederkam mit zwei Bier und vielen Fragen, war der Vogel natürlich fort.

So enden solche Geschichten, und ich bin sicher, Sie glauben mir kein Wort, aber es ist alles wahr.”



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Friday, May 23, 2008

The second law of thermodynamics

I like best those dreams where everything happens at once. When everything is so real that it collapses into impossibility. When poets operate MR scanners, and we all fly around in yellow class rooms. It is in those dreams that I feel most at home.



Dieser Beitrag ist auf Englisch, doch einiges an der Zeitmauer gibt es auch in der hervorragenden Kultur- und Verwaltungssprache Deutsch zu lesen.

Wednesday, May 21, 2008

Wo sind all die Eisenbahnen hin?

—für die Flugpioniere Andreas Neumeister und Henry John Deutschendorf

Im Radio der Eltern: Eine Bigband, wir hören Chattanooga choo choo, und gleich danach Take the A-train. Frage: Schreibt denn heute noch jemand Lieder über Eisenbahnen? Gibt es denn heute überhaupt noch jemanden, der Lieder über Eisenbahnen schreibt?

Zwei Tage zuvor, beim Erwachen auf einmal der Text im Kopf: I hate to wake you up to say goodbye / Cause I am leaving on a jetplane. Da sofort der Gedanke: Wieso Jetplane? Wie muss eine Zeit gewesen sein, um wieviel besser, wie unberechenbar besser, wie unfassbar besser muss eine Welt gewesen sein, in der es noch lohnte den Zusatz Jet vor das Flugzeug zu hängen? Wieviel Hoffnung, wieviel Aufbruch steckt denn, auch heute noch, nun bitte in der Rede vom Düsenflugzeug?

Um wieviel besser würde man sich sofort fühlen, wenn man von den Verheissungen der Eisenbahn, des Düsenflugzeugs noch sich nähren können würde?

Abb.: The world’s first aircraft to fly purely on turbojet power, the Heinkel He178. Its first true flight was on 27 August 1939.

Man kennt dieses Gefühl, dass alles gut, besser, noch besser werden wird. Vielleicht, zum Beispiel, im Sommer 2001, fährt man gerade durch ein schattiges Wäldchen zum Jagdhaus der Familie Heinkel, um dort Platten aufzulegen am Abend für die guten und schönen Menschen, die es dieses kleine Quentchen besser haben, alles besser beherrschen, besser aussehen, auf jeden Fall. Und vielleicht ist genau das dieses Gefühl, diese stets nur kurz anhaltende Gewissheit einer goldenen Zukunft, im Kleinen, die uns im Großen Lieder über Eisenbahnen und Düsenflugzeuge schreiben lässt. What a beautiful world this will be, sagt Donald Fagen in einer ähnlichen rhethorischen Figur, als er, von 1982 aus, auf das International Geophysical Year 1959 zurück schaut.

Abb.: Jefferson Airplane, wie sie sich in Jefferson Starship umbennen.

Immer weiter, immer weiter. Aber die Träume und Verheissungen kommen nicht mehr wieder, nicht als solche; stattdessen kreisen sie um uns, schwirren in uns wie ins Feuer drängende Falter.



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Wednesday, May 14, 2008

16 lessons in compassion

1. Get up, hesitantly.
2. Notice some sensation of pain.
3. Notice the sunlight, being unpleasantly bright this morning.
4. Open the balcony door for a few seconds.
5. Have a small butterfly, not bigger than your thumbnail, flying straight into your bedroom.
5b. Foolishly close the balcony door.
6. Hestitate.
7. Catch the butterfly with your caved hands.
7b. Be glad.
8. Fail to open the balcony door with the back of your folded hands, the butterfly within.
9. See the butterfly escape back into the room through a small opening your small finger allows for when finally pulling open the balcony door.
10. Catch the butterfly again, and note how one wing seems not to work properly anymore.
11. Think of the slight hint of pain you feel yourself.
12. Release the butterfly on the balcony.
13. See how it sinks slowly like a shot-down airplane.
14. Think of the moral implications of killing it now, weighing your own notions of relief, fate, and all. Think of Peter Singer.
14b. Remind yourself that it was you who brought the small animal in that situation, foolishly opening the balcony for no reason, really; catching it, twice, in a half-hearted manner.
15. Watch it glide between the balcony floorboards, with its broken wing, neither unable to free itself nor to be reached by any of your further actions.
16. Turn and leave for work. Notice some sensation of pain.



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Monday, May 12, 2008

Du musst die Zeit mit der Wahrheit multiplizieren: Ankündigung des Interviews mit Hannes Woidich

In Dortmund, einer Stadt aus Geschichte, die nun ein eher glanzloses Dasein fristet, gibt es ein schönes, sanftes Künstlerhaus. Ein wahr gewordener Traum für eine Handvoll Menschen, die viel Platz brauchen für ihre Ideen und ihr Arbeiten.

Das Haus ist das ehemalige Zechengebäude der nahen Zeche Westphalia: Hier haben sich einst die Bergarbeiter umgezogen, hier gab es Duschen, hier bekamen sie auch ihren Lohn. Im Keller gibt es noch den Eingang zu einem Tunnel, der die Arbeiter unter der Strasse hindurch ihrer Schicht in der Zeche zuführte, und ein kleiner Raum neben dem Tunneleingang war der Totenraum; ein Zechenunglück stand ja jederzeit zu erwarten. Hier, in diesem grossen und geistgenährten Gebäude lebt und arbeitet der Photograph HANNES WOIDICH.

Er, der Lichtschaffende, lebt dort oben, im zweiten Stock, wo ein “schwarzes” und ein “weißes” Treppenhaus zueinanderfinden, einst die sauberen Schichtantretenden von den erschöpften und rabenschwarzen Erledigten aus der Zeche trennend. Hier sitzt ein stets aufgeräumter Woidich vor seinem Bildschirm und schiebt schwarze und weisse Ebenen in der Bildbearbeitungssoftware übereinander, und zaubert.

WALL OF TIME ist hingefahren und besuchte den alten Freund und aufstrebenden Photographen, der an solch geschichtsträchtigem Ort seine wortlosen und angenehm un-allegorischen Lichtgeschichten montiert.

Das Ergebnis lesen geneigte Besucher hier am Freitag, den 16. Mai.

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Sunday, May 11, 2008

Verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen

Pfingsten 2008, auf der Zeitmauer, zum Sprung bereit:

“IX.

Mein Flügel ist zum Schwung bereit
ich kehrte gern zurück
denn blieb‘ ich auch lebendige Zeit
ich hätte wenig Glück.
—Gerhard Scholem, Gruß vom Angelus

Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.”

Walter Benjamin, Über den Begriff der Geschichte (Reflektion IX). Der Text entstand im Frühjahr 1940. Die Zukunft endete für Benjamin, der das Bild 1921 gekauft hatte und es in Berlin und Paris stets vor Augen hatte, am 26. September 1940 an der französisch-spanischen Grenze, Port Bou, in den Pyrenäen.




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Friday, May 09, 2008

Groundhog day

Thank you again for your assistance in evaluating this paper.
J. G.
Editor-in-Chief

Thank you for giving us the opportunity to consider your paper for publication.
Your sincerely
Prof. S. T.
Reviewing Editor

If you find that you have a conflict of interest, or due to unforeseen circumstances, you are unable to complete your review, please contact the office immediately.
We urge you not to provide reviews based on images that have been degraded by the electronic submission process. There are a number of ways we can work with you to provide adequate images for review.
J. G.
Editor-in-Chief

You will find this paper in a category of manuscripts called “Manuscripts with decisions” and you may initiate the process of submitting your revision by clicking on the link titled “create revised manuscript”.
Yours sincerely,
K.E.

This is to confirm that we have received your review for the manuscript referenced above. We appreciate the time that you have contributed to this important component of the peer review process.
Kind regards,
L. P.
Editor

This e-mail is a notification that your account on Manuscript Central site has been modified. Thank you for your participation.
Sincerely,
Editorial Office

This is a reminder that your review of the following manuscript is DUE TODAY:
Thank you.
Editorial Staff

I have now received three reviews from highly qualified experts in the field and I have also read your manuscript. Not all three reviewers agree on the merits of the paper, but the majority is critical: Reviewer A only asks for a minor revision, but reviewers B and C agree that this paper is not suitable for publication in a journal like [ours].
Sincerely,
P.H.
Associate Editor

Can you please let me know if the authors have addressed your concerns and whether this manuscript is now suitable for publication? To access the manuscript, you may click on the link below (which will take you right to the score sheet).
Regards,
T.
Associate Editor

With this in mind, I would be very grateful if, in considering the paper, you would assess whether it is sufficiently novel and important to warrant inclusion in a journal that is currently having to reject more than 60% of submitted work. The ratings that you are asked to provide on significance, originality and quality have become more relevant to the decision process; it would help us greatly if you provided an expert rating on these criteria, bearing in mind that manuscripts with an average score of 3 or worse are unlikely to be accepted.
Kind regards,
L.P.
Editor

Thank you for your enquiry about submitting a manuscript. I have discussed your abstract with my colleagues and regret that we cannot encourage submission of the full manuscript.
Yours sincerely,
A.W.L., PhD
Associate Editor





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Wednesday, May 07, 2008

I still remember

Gedächtnis. Überall, in der Stadt, Hinweistafeln, Gedenksteine, Plaketten. Karl Marx’ erster Band, hier gedruckt im Gebäude am Roßplatz. Sinti und Roma nach Auschwitz deportiert. Mendelssohn-Bartholdy hier gelebt. Bombenhagel, Nikolaischule abgebrannt. Sinti und Roma hierher als Zwangsarbeiter verschleppt. August Bebel hier. Neue Oper, 300 Jahre schon. Johann Sebastian Bach: hier. Richard Wagner auch hier, vergessen was genau. Erinnern ohne Syntax. Gedächtnis, öffentliches. Kämpfe, im Stadtrat: Bombenhagel? Auf Augenhöhe? Aus Mitteln des Freistaats Sachsen. Frakturschrift abzulehnen. Arial merkt keiner. Gedächtnis, kollektives, schnell aufschreiben, eine Plakette, das unheimliche Jetzt zu bannen. Ein Verdacht drängt sich auf: Aufschreiben, Hinnageln, in Bronze giessen, damit wir uns nicht erinnern müssen. Leipzig ein einziges: Graceland.



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Monday, May 05, 2008

The impenetrable beauty of Time (II)


This plot is a first draft of a figure for an article I am currently working on with a colleague. It is also a testimony of how difficult things can be, and how nobody, not a single person on earth, can actually know a thing of how something really works: If you don’t understand a thing it is because we don’t understand a thing yet.

I post it here to testify how mesmerising the impenetrable beauty of the brain can be, at times. All these dots represent so called activations observed in brain imaging studies on senseless syllables, vowels, noises. They are basically all over the place. There is a fair chance that I will spend the rest of my working life (cf. time) sorting this out. Bear with me.


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Friday, May 02, 2008

Alles ist erreicht.

Alles ist erreicht, wenn wir nicht mehr lügen müssen. So pathetisch stand dieser Satz in einem an Pathos insgesamt nicht armen, mich dennoch oder gerade deshalb jahrelang begleitenden Artikel des leider sich meinem Verständnis mittlerweile völlig entziehenden Ulf Poschardt, in einem Spiegel Spezial “Pop und Politik” aus dem Jahre 1994.

(Als Fussnote sei erwähnt, dass in selbem Heft, das in meinem Bücherregal einen Ehrenplatz hält, der aufs Angenehmste gegen Pathos immune Christian Kracht mit einem Vorabdruck seines ersten Romans vertreten ist; von Taxifahrern, die aussehen wie Nazis, ist die Rede.)

Alles ist also in der Tat erreicht, dachte ich gestern; alles ist doch richtig und wunderbar, und es ist etwas gelungen in meinem Land, wenn ich mit einem in England lebenden Deutschen und einem in Sachsen lebenden Bayern das hervorragende Ad hoc Konzert eines singenden Kraftsportlers besuche, der eine Cover-Version des Überhits “Mongoloid” von Devo im Programm hat, mit homosexuellen, männerbündischen und Riefenstalinistischen Konnotationen völlig selbstverständlich und angenehm post-ironisch um sich wirft in dieser ostdeutschen Hinterzimmer-Galerie als wären es seine Ringergegner, und wenn wir drei im Taxi zurück dann mit unserem iranischen Taxifahrer Pashootan zusammen aufs Lauteste und ebenfalls Unironischste Iron Maiden’s Run to the Hills zelebrieren. Alles ist erreicht, wenn wir nicht mehr lügen müssen.