Monday, April 28, 2008

Das Böse des Banalen: Sieben kulturpessimistische Versuche


I.
trivial • adjective
1 trivial problems unimportant, banal, trite, commonplace, insignificant, inconsequential, minor, of no account, of no consequence, of no importance; incidental, inessential, nonessential, petty, trifling, trumpery, pettifogging, footling, small, slight, little, inconsiderable, negligible, paltry, nugatory; informal piddling, picayune, nickel-and-dime, penny-ante; trademark Mickey Mouse. ANTONYM important, significant, life-and-death.
2 I used to be quite a trivial person frivolous, superficial, shallow, unthinking, airheaded, featherbrained, lightweight, foolish, silly, trite. ANTONYM profound, serious.

II.
Amstetten, Niederösterreich.
Bayern vs Getafe, Viertelfinale.
Deutschland sucht den Superstar, Motto-Show.

III.
banal • adjective
banal lyrics trite, hackneyed, clichéd, platitudinous, vapid, commonplace, ordinary, common, stock, conventional, stereotyped, overused, overdone, overworked, stale, worn out, timeworn, tired, threadbare, hoary, hack, unimaginative, humdrum, ho-hum, unoriginal, uninteresting, dull, trivial; informal old hat, corny, cornball, played out; dated dime-store; rare truistic, bromidic. ANTONYM original.

IV.
“Inzest-Fall von Amstetten ist weitgehend geklärt.”
“Die Aufklärung des Kriminalfalls, der Österreich und die Welt erschüttert, begann vor neun Tagen.”
“Unvorstellbares Martyrium”
“Für Rosemarie F. sei eine Welt zusammengebrochen.”
“Ein anderes Entführungsopfer, Natascha Kampusch, bietet inzwischen ihre Hilfe an.”

V.
Was denkt man da?
Was ging da in Dir vor?
Wie fühlt man sich in so einem Moment?

VI.
Unbeschreiblich. Wahnsinn. Einfach geil. Man ist sprachlos. Unvorstellbar. Der pure Wahnsinn. Schrecklich. Hier bei uns. Emotion pur.

VII.
Das Scheitern von Zusammenhängen. Das Ende der Syntax. Das Ende der Versuche, durch Syntax Zusammenhänge zu schaffen.

Frage, einfach, Antwort, komplex: Soll ich mich mehr über die Menschen wundern, die in Kameras nur noch in Drei-Wort-Ausrufen antworten (dürfen)—ohne Verben und jegliche Syntax, die Binde- und Schmiermittel, die erst Kausalität, Zusammenhang, Kohäsion, Logik erlauben würden? Oder über die Artikel in den besten der schlechten Tageszeitungen, jetzt neu mit Syntax!, in denen alles unfassbar, gleichzeitig aber schon geklärt ist? Oder doch über die grausame und peinliche Frage, was (wahlweise) ich gefühlt habe als, in mir vorgehe wenn ich so etwas, man fühle wenn? Und: Bin ich, jetzt, wenn ich ermattet auf die Tastatur meines eigenen Sensoriums und Emotikums sinke, wieder nur der lahme Kulturpessimist, der irgendwas nicht verstanden hat?

Nicht alles lässt sich verkürzen. Nicht alles was man fühlt, vielleicht, kann man sagen, oder möchte man überhaupt sagen. Um das einzusehen, muss man nicht Psychologie studiert haben. Es reicht, sich zu überlegen, wann man das letzte Mal eine wirklich enge Freundin gefragt hat: “Was ging da in Dir vor, als Du das gehört hast? Was fühlt man da?” — genau. Also warum einfach, wenn es doch kompliziert ist?
Und bevor irgendeine RTL-Mitarbeiterin jetzt Hannah Arendt zitiert: Nein, anders herum, die Banalität ist es, die böse ist.


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