Friday, September 25, 2009

Matrix is close to singular or badly scaled

Ein neues Gerät in der Wand, und jemand hat die Wand sogar gestrichen. Die ältere Dame wendet sich einer jüngeren zu, sucht mit ihren Blicken die Aufmerksamkeit, ja, fast den Zusammenhalt. Dann sagt sie: “Schrecklich ist das hier, früher war es besser mit den Angestellten noch. Heute traut man sich kaum herein, und muss immerzu Angst haben.” Die Angesprochene nickt zustimmend, leise lächelnd.

So geht vielleicht diese kleine Begegnung in der – früher hätte man gesagt: – Schalterhalle in der kleinen ehemaligen Bankfiliale im Erdgeschoss eines Frühachtziger-Plattenbaus.

Die Menschen verschwinden, und es fällt mir gar nicht mehr auf. Die ältere Dame hat es bemerkt. Ein kleiner Riss in der Matrix, eine Fast-Singularität, matrix is badly scaled, und man merkt auf: Da ist ja gar keiner mehr. Wir sind allein, zwischen den Maschinen.

“Im Englischen”, sage ich, als ich die Geschichte höre, “Im Englischen heisst es ja Automatic Teller Machine, man sagt nur noch ATM natürlich; aber der Bankangestellte, der Teller hat sich selbst noch in diese Bezeichnung, die ihn fürderhin ersetzen sollte, eingeschrieben. Und dann ist er gegangen. Das Wort trägt noch seine Spur, und er selbst hat längst von Außen abgeschlossen.”

“Im Britischen heisst es gar Hole in the Wall. Die Engländer haben etwas erkannt”, entgegnet sie. Ja, etwas ist ausgelaufen, durch das Loch. Wir bleiben innen, eine entleerte Hülle, die wir versuchen zu bewohnen noch, jeder Einzelne; eine unnütze Bucht. Bahia Inutil.

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Tuesday, September 22, 2009

Da die Ereignisse nie aufhören dürfen:

“Weil nichts mehr Sinn hat, muß alles reibungslos funktionieren.”
—Jean Baudrillard

Ein paar Dinge sind geschehen. So findet der große Vorsitzende Guido Wester­welle das 1995 erschienene Buch “Faser­land” von Christian Kracht über einen “jungen Alko­holi­ker” sehr gut, wie er in der Welt­zeitung kundtut. Leider habe ich meinen Wahl­zettel schon ein­ge­tütet.

Außerdem weiss die Süd­deutsche Zeitung Er­staun­lich­es zu berichten; “Amok­läufer handelte aus Hass”. Ist das Strauss, Handke, Franz Josef Wagner?

Währen­dessen hatten wir hier an der Zeitmauer die wesent­lich freudigere Gelegen­heit, dem Künstler Ingo Niermann ein wenig unter die Arme zu greifen bei der Gestaltung einer schlichtest­möglichen Internet­präsenz.

Auch dieser Tage erscheint die dritte Ausgabe des recht neuen Magazins OPAK, zu der ich eine kleine Suada über die nie so recht gelingen wollende “Reise ins Hirn der Finsternis” der Filmschaffenden beisteuern durfte; garniert—zu meiner Freude und Überraschung—mit Photographien des hier bereits öfter erwähnten Hannes Woidich.



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Thursday, September 17, 2009

1878

Man fährt durch die Lande ein wenig, liest hier einen Buchdeckel, fasst dort eine Zeitschrift. Man ist hier angerührt von Einfachstem, einer Gans vielleicht auf der Wiese oder einem Scherenschnitt an der Wand. Dort wiederum, fast simultan, sieht man Blut tropfen und wohnt wirklich scheußlicher, roher Gewalt zwischen Fremden bei.

Und so gelangt man wieder heim, voller Eindrücke. Und man bemerkt, dass die zwei Säulen dieses Wandelgangs—dort die Anmut und das Schauen; dort das Rohe, Unmittelbare, des Wortes aber genauso wenig Bedürfende—sich in zwei längst toten, großen Männern spiegeln, geboren im gleichen, längst verstrichenen Jahr, der eine im Schweizerischen, der andere in einem fernen Land. Beide haben sie diese Reise begleitet, bewacht, und ich kann heute den einen nicht ohne den anderen denken.



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Tuesday, September 08, 2009

When Love breaks down

1. Gestern abend saß der englische Popsänger Robbie Williams auf seinem Bett und weinte ein wenig. Seine neue Single, so nennt man das immer noch, gefiel ihm eigentlich sehr gut. Der alte Trevor Horn hatte sich seiner angenommen, und eigentlich hätte alles so gut werden können. Doch als Robbie nach Hause kam von einem anstrengen Popsängertag, da hatte er in der Post das neue, eigentlich schon sehr alte Album einer längst vergessenen geglaubten Band namens Prefab Sprout gefunden. Er war erschüttert. Erst weinte Robbie ein wenig, weil er gerne weinte zu guter Popmusik. Doch dann fror es ihn: Wieso Paddy McAloon, dieser alte bärtige Mann mit vergehendem Gehör und brechendem Auge? Er war wirklich so alt, wie Robbie sich stets fühlte. Und dieser Paddy McAloon zog also einfach aus seinem legendären Giftschrank ein paar alte Tapes aus den frühen 1990er Jahren und sandte sie an seine Plattenfirma, auf dass diese endlich Ruhe gäbe.

Robbie weinte. Hätte er doch nur einen, einen einzigen dieser Refrains. Eine einzige dieser luftigen Melodielinien, auf seiner eigenen neuen Platte! Sie hatten Robbie überredet in Lederjacke zurückzukehren, mit einem dicken Lächeln und ebensodicken Wollpullovern unter der Belstaff Trackmaster, und den STEVE MC QUEEN zu machen. Und was tat Paddy McAloon, was taten Prefab Sprout; jene, die bereits 1985 – da war Robbie etwa 11 gewesen – ein Album gleichen berühmten Namens veröffentlicht hatten? Robbie weinte noch ein bisschen. Nur einen dieser Songs!

2. Gestern abend ging der englische Produzent Stuart Price durch ein kleine Straße in Hackney. Niemand erkannte ihn, obgleich dieser Stuart Price nicht ganz zu unrecht als derzeitiger Deluxe-Schamane der Popmusik gefeiert wurde: In seinen alechmistischen Händen ward alles zu Gold geronnen in den letzten Jahren, eine müde trainierte Madonna ebenso wie tanzende Fahrzeuge für Citroën, der stark bekiffte George Michael oder die etwas sehr selbstverliebt levitierenden Killers. Doch das war zuviel. Price betrat den kleinen Afroshop und polterte sofort ins Hinterzimmer. Der chinesische Weihsager Dr. Wu hatte ihm, dem damals noch sehr adoleszenten Price, vor einigen Jahren für sagenhafte 74 englische Pfund das Mojo von Paddy McAloon verkauft:

Alun over; no fresh songs; will be deaf soon; now you master.

Seitdem hatte Price sich unbesiegbar gefühlt und hatte seine immer wohl brillianten, aber doch verräterisch saftlosen Keyboard-Teppiche für ein vielfaches dieser kleinen Invesitition an die genannten Titanen verhökern können. Von Paddy McAloon und Prefab Sprout hatte niemand mehr gesprochen, für viele Jahre, und Price wähnte sich sicher. Doch der chinesische Medizinmann hatte ihn wohl übers Ohr gehauen.

3. Bitte, kaufen Sie alle Platten von Prefab Sprout und geben Sie sie nicht mehr her.



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Tuesday, September 01, 2009

What goes around, comes around.


Dabei war ja eigentlich alles ganz einfach. Wieluń, 01. September 1939.