Im Radio der Eltern: Eine Bigband, wir hören Chattanooga choo choo, und gleich danach Take the A-train. Frage: Schreibt denn heute noch jemand Lieder über Eisenbahnen? Gibt es denn heute überhaupt noch jemanden, der Lieder über Eisenbahnen schreibt?
Zwei Tage zuvor, beim Erwachen auf einmal der Text im Kopf: I hate to wake you up to say goodbye / Cause I am leaving on a jetplane. Da sofort der Gedanke: Wieso Jetplane? Wie muss eine Zeit gewesen sein, um wieviel besser, wie unberechenbar besser, wie unfassbar besser muss eine Welt gewesen sein, in der es noch lohnte den Zusatz Jet vor das Flugzeug zu hängen? Wieviel Hoffnung, wieviel Aufbruch steckt denn, auch heute noch, nun bitte in der Rede vom Düsenflugzeug?
Um wieviel besser würde man sich sofort fühlen, wenn man von den Verheissungen der Eisenbahn, des Düsenflugzeugs noch sich nähren können würde?
Abb.: The world’s first aircraft to fly purely on turbojet power, the Heinkel He178. Its first true flight was on 27 August 1939.
Man kennt dieses Gefühl, dass alles gut, besser, noch besser werden wird. Vielleicht, zum Beispiel, im Sommer 2001, fährt man gerade durch ein schattiges Wäldchen zum Jagdhaus der Familie Heinkel, um dort Platten aufzulegen am Abend für die guten und schönen Menschen, die es dieses kleine Quentchen besser haben, alles besser beherrschen, besser aussehen, auf jeden Fall. Und vielleicht ist genau das dieses Gefühl, diese stets nur kurz anhaltende Gewissheit einer goldenen Zukunft, im Kleinen, die uns im Großen Lieder über Eisenbahnen und Düsenflugzeuge schreiben lässt. What a beautiful world this will be, sagt Donald Fagen in einer ähnlichen rhethorischen Figur, als er, von 1982 aus, auf das International Geophysical Year 1959 zurück schaut.
Abb.: Jefferson Airplane, wie sie sich in Jefferson Starship umbennen.
Immer weiter, immer weiter. Aber die Träume und Verheissungen kommen nicht mehr wieder, nicht als solche; stattdessen kreisen sie um uns, schwirren in uns wie ins Feuer drängende Falter.