Schon zu oft habe ich das Ende der Syntax beklagt. Und, gerade wenn ich denke, alles versinkt im gleichzeitigen, ungeordneten Regnum der Schlagwörter, kommt einer, den wir vermisst haben, und schreibt wieder ein Buch. Und zum ersten Mal, antizyklisch zum Zeitgespenst fast, nimmt er nicht ein rätselhaftes Wort (“Faserland”, “Mesopotamia”, “Metan”) zum Titel. Auch belässt er es nicht bei Jahreszahlen (“1979”) oder politischen Forderungen (“Ferien für immer”)—
Nein, Christian Kracht wird bald zurück sein, an unserer Seite, mit einem neuen Roman, und er trägt einen vollständigen deutschen Satz zum Titel, einen sanften, beruhigenden Satz. “Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten”.
Viel mehr lässt sich noch nicht sagen, und bei diesem Sendboten der mehrfach verschachtelten Ironie kann es einem gern passieren, dass man das Konnotations-Karusell durch den Ausgang für Post-Post–Ironiker verlässt, obwohl man durch den Eingang für Authentizitätsgläubige und Bedeutungsschwangere hereinkam.
For the time being lässt sich zumindest folgern, dass Kracht seinen Titel mit den höchsten Distinktionsweihen entweder sehr gut aus sehr alten prä-digitalen Librärien geklaut hat (siehe unsere Abbildung), oder einfach eine seiner vielen guten Ideen hatte.
Fig. 1: As of May 28 2008, the beautiful sentence ”Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“ did not yield any results in a leading search engine. Click on the image and see how this may have changed in the meantime.