Tuesday, March 18, 2008

On the road to “Emergenz des Totalen” (pt. II)

Ein kleiner Denker gerät ins Stocken. Zu groß und auch noch etwas zu heiss das Eisen, dass er angepackt hat und schmieden will. Ein wirklich toller Titel (inklusive ganz distanziert-seismographischer Selbsteinordnung), eine Zusammenfassung (siehe unten; engl. so passend abstract, dem Jünger’schen Duktus—halb ironisch und halb bewundernd—folgend in nummerierte Abschnitte gefasst) und insgesamt 4134 Worte Rausch, Halluzination, und noch wenig, das dem eigenen Anspruch zu kohärentem Argument genügen würde. Aber lesen Sie selbst.


Die Emergenz des Totalen — Eine Bestandsaufnahme

DIE SITUATION: 1. Vernetzung und Wechselbeziehung durch Austausch und Zugänglichkeit von Information zwischen den Menschen, allen, auch denen, die sich nicht kennen, ist nun möglich, findet statt.

DIE DIAGNOSE: 2. Diese Vernetzung korrodiert tradierte Größen des Raumes und der Zeit. 3. Damit wird Totalheit—wie von den großen bösen Erzählern des 20. Jahrhunderts lediglich erstrebt—möglich.

DER POSTULIERTE MECHANISMUS: 3. Totalheit erzeugt Starre, Starre bedeutet Unfreiheit: Totale Einbindung, Mobilmachung, Gleichschaltung und Kontrollierbarkeit haben für (fundamental als gut und erstrebenswert betrachtete) Eigenschaften wie Freiheit des Willens, geistige und physische Unversehrtheit, und Freiheit der Meinung Folgen—Folgen, die als nachteilig und böse betrachtet werden können.

4. Die neue Totale wird von niemandem angestrebt, keiner kann belangt werden, und jeder Einzelne webt daran mit. Versuche, die Bösewichte zu benennen, führen ins Absurde: “Das Internet”, “Google”, “Microsoft”. Die beiden Letztgenannten können besten Willens als derzeit größere Anteilseigner an der Börse des neuen Totalen verstanden werden.

5. Wie geschieht Böses aus der Totalheit heraus? Hier sind die Lehren aus den totalitären Versuchen des 20. Jahrhunderts durchaus instruktiv: Totalheit wirkt zurück aufs Individuum, verändert sein Erleben—damit zwingend seinen Erlebnisrahmen—damit hochwahrscheinlich auch sein Erleben und seine Interpretationen von Recht und Unrecht. Taugen individuelle, nur auf Empathie oder gar Altruismus gegründete Werturteile bereits in der prä-totalen Gesellschaft wenig, so ist anzunehmen, dass ihr schützender und schonender Einfluss proportional zur Geltung des Individuellen insgesamt schwindet.

DAS FAZIT: 6. Es ist Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts auf verstörende Weise unklar, wie die Antwort des Individuums auf diese totalen Tendenzen aussehen kann, geschweige denn: soll. Das Normative scheitert. Wo kein Schuldiger, da kein Kläger; wo kein Kläger, da kein Unrecht. Das Böse hat sich selbst inkarniert.


Bleiben Sie mir gewogen, während ich versuche, dies alles in vernünftige Worte zu gießen.

Apologies to our readers who prefer our English posts.