«Die Geschichte, die einzige im Übrigen, die ich kenne, sie beginnt in einer Stadt im damaligen England. Sie wissen, über dem Kanal. Es war vor dem Krieg. Also, dort war ich.
Es war ja fast wie in den Neunzigern. Nur dass die großen Kinder sehr viel Drogen in sich trugen, ganz offensichtlich. Vielleicht war das immer so gewesen, doch meine eigenen Neunziger Jahre hatten hiervon nichts gewusst, deshalb ist das nur zum Teil ein gültiger Vergleich. Auch kostete das Bier, das ich trank, das Vierfache dessen, was ich aus jenen Zeiten gewohnt war, als man die Jahreszahlen noch mit einer unschuldigen 19 begann. Doch das ist ja in Verfallszeiten meist so.
Es war alles in einem Club, so hieß das. Eine Einrichtung, in die man ging, als eine Sorte teureren, gut gemeinten Zeitvertreibs. Eine Einrichtung, die, etwas antiquiert, noch dem Konzept einer Art Schallwart oder DJ (von englisch: disc jockey) huldigte: Ein Mensch, oft peinlich auf das Prätentiöseste unprätentiös am Rande des Etablissements oder neben der Bar positioniert, später gerne auch weiblich, wurde dafür bezahlt, dass er das Schallerleben der Besucher mit mitgebrachten, scheinbar sorgsam ausgewählten Tonträgern und unter Einsatz einer oft sehr, sehr leistungsstarken Schaltung zur Schalldruckerzeugung aktiv gestaltete. Eine Einrichtung, in der aber eigentlich alles egal war. Eine Einrichtung auch, in der um einen herum überall schwer intoxikierte junge Männer, kaum älter als zwanzig, sich sehr einspurig und eindeutig an den verträumt (oder einfacher: weggedrogt) hüpfenden Hintern von eher jüngeren Frauen rieben. Dies geschah mit einer wirklich erwähnenswerten Mühung um Diskretion, welche angesichts des allgegenwärtigen (die Psychobiochemie dieser jungen Männer längst beherrschenden) Kontrollverlusts natürlich völlig lächerlich wirkte und bedeutungslos war.
Dass ich diese Aspekte des Clublebens hier überhaupt erwähnen kann, liegt daran, dass ich an besagtem Abend vor dem Krieg aus einer Laune heraus im Diesseits geblieben war – mit einer gewissen Absicht ließ ich einige Tagesdosen Bier aus, ich versuchte, einmal wenigstens in der Wirklichkeit anstatt in einer Schale aus Substanz und Wahn zu bestehen. Das war gar nicht einfach, aber genau deshalb kann ich Ihnen ja heute so ausführlich berichten. Und ich kann kaum in Allem, was ich zu erzählen weiß, falsch liegen. Nicht in allem; das kann nicht sein.»
Apologies to our readers who prefer our English posts.
No comments:
Post a Comment
Feel free to etch a postcard on the wall of time: