Friday, September 05, 2008

Schwarzweisser September

Der blinde Fleck, wieder. Die Jahre, die ich verpasst habe. Eine Re­publik, auch, die ich verpasst habe, oder die Idee einer Republik.

Eine Idee: Die Idee, die in meinen Ohren nach Otl Aichers Picto­grammen und nach der Leichtigkeit von Günter Behnisch klingt—und noch nicht nach dem vergilbten Plastik, das ich dann Anfang der 1990er Jahre vor Ort sah und das mich eher an einen alten Fahr­rad­schup­pen erinnerte.

Die Idee auch, die—of all possible choices—Joachim Fuchsberger ans Stadionmikrophon setzt, Peter Herbolzheimer die Einmarschhymnen arrang­ier­en lässt, und die nur noch unbewaffnete und am besten als Hostessen getarnte, also auch Hostessen seiende Polizisten duldet.

Meine Eltern hatten sich extra den Farbfernseher angeschafft. Dieser strahlte dann später bis eben in jene frühen 1990er Jahre auch Farbe auf meine Netzhaut. Das drastische und plötzliche Ende dieser Idee eines anderen Landes, genau heute vor 36 Jahren, lebt also als Höhlengleichnis weiter; und seine Reflektionen und sein Nachhall, der uns heute bei jeder Flughafenkontrolle, jeder Groß­veranstaltung jeden Tag im Auge, im Ohr und ein bisschen an der Seele schmerzt, sind immernoch spürbar.



Apologies to our readers who prefer our English posts.

1 comment:

  1. Was mich immer schon interessiert: War das eigentlich so ein seltsamer schwarzer (sic) Humor von Boock et al., dass sie die Schleyer-Attacke just am fünften Jahrestages von München durchführten?

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