1.
19.12., Notiz von Hand, Interregio, unter IC Zugnummer fahrend, der einen ICE ersetzt; Beim Abtippen geringfügig editiert:
Im Zug, auf Reisen. Es fällt mir heute, da das Herz sich doch so frei fühlt wie lange nicht mehr, auf, dass es ein Wunder ist mit den Menschen, und ihren Gehirnen.
Da sitzen mir Fremde, Andere, Nicht-iche gegenüber, und ich denke: Ist das der Film einer Träne, die da über ihr Auge gespannt ist? Wird ihr Blick nicht etwas glasig beim Blick dort ins vermeintlich Leere? Ich selbst mag ja einen ganz ähnlichen Anblick bieten. Aber ich, hier, unter meinen Kopfhörern, habe ja den Mann aus Manchester im Ohr, der meine Erinnerungen anzapft und diese kleine, klare Traurigkeit auszulösen im Stande ist. Aber diese Fremde?
Wie kommt es, dass ihr Gehirn, wo sie doch nichts tut, nur so dasitzt, Traurigkeit oder Rührung oder Melancholie kreirt, evoziert, sendet, ist? Peinlich sicher, einen ausgebildeten Hirnforscher dies fragen zu hören, aber: Wo in uns wohnen die Bilder, die Geister? Und wenn das mir in mir selbst bereits ein Rätsel, wie unklar und unfassbar und wundergleich dann erst solche, sicher ganz wesensgleiche Bilder und Geister im mir Fremden.
Ich sehe die Andeutung einer Träne im Auge der Fremden, als sähe ich so etwas zum ersten Mal. Ich stehe im Rätsel, in der Bilder Flut. (Ist das nicht vom der Empathie eher unverdächtigen Benn?)
Apologies to our readers who prefer our English posts.
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