Wednesday, December 24, 2008

Winterreise, Part III

3.

Konstanz (Slovak: Kostnica, Czech: Kostnice, English: formerly known as Constance) is a university town of around 80,000 inhabitants at the western end of Lake Constance in the south-west corner of Germany, bordering Switzerland. […] Because it practically lies within Switzerland, directly adjacent to the Swiss border, Konstanz was not bombed by the Allied Forces during World War II. The city left all its lights on at night, and thus fooled the bombers into thinking it was actually Switzerland.

Im Stollen. Der süddeutsche Zungenschlag klingt durch alles hindurch. Es geht wie immer um den Zusammenhang von Klang und Emotion und Erinnerung. Aber gerade bei den Südbadenern, die einen Dialekt immer nur als Residuum durchscheinen lassen, spitzen sich mir unwillkürlich die Ohren. Ich höre die verschiedensten süddeutschen alternative sound sets aus allen Worten; in den Zügen, Geschäften, Restaurants, Clubs. Fremd klingt das mittlerweile, obwohl es meinen eigenen Sound des mittleren Neckars durchaus einschliesst.

Wie klingen eigentlich die verstrichenen Jahre in der sächsischen Diaspora, wie jene im englischen Ständebabylon, das Camden und Bloomsbury darstellten? Und wie klang Konstanz 1995, als ich nach scheinbar unendlich langer Fahrt durch eine Hölle aus “Horb” und “Spaichingen”, mit Grashalmen zwischen den verlassenen Nachbargleisen, hier das erste mal ausstieg?

Heute schläft eine kleine Stadt weiter ihren provinziellen Schönheitsschlaf, sie murmelt dabei irgendetwas Unverständliches, spielt ihre Lounge-Elektro-House-Platten, trinkt ihre Rothaus-Biere, gewandet sich im ebenso sorgsamen wie leicht das Ziel verfehlenden Hipster-Kleid, und wähnt sich bei einem undefinierten “vorn” dabei. All das ist eine Lüge, oder, weniger böse, einfach ein Traum. Ein Traum, der hier im Süden des großen Landes und am Nordrand der doch unendlich fernen Schweiz, sehr plausibel klingt, und doch unerreichbar ist. Deshalb sah die Welt immer so gut aus von hier, und klang so verheissungsvoll. Die Uneinnehmbare singt weiter in ihren vielen Variationen der Selbstzufriedenheit ihr Lied.

1 comment:

  1. "singt in vielen Variationen der Selbstzufriedenheit ihr Lied".

    Na bitte, man hatte seine drei Auftritte in der Geschichte: das Konzil, die fehlende Verdunklung, und den ersten grünen OB Deutschlands. (Insofern deine Entscheidung, sich im weiteren Verlauf der Winterreise an Retro-Fotografien (Sammlung Wolf?) zu erfreuen, nur konsequent.) Man schaut seine Opern in Suttgart, Zürich oder St. Gallen, kuckt seine Kunst in Basel oder Bregenz, man liebt in Marrakesch, Venedig oder Chemnitz (Sachsenkolonie am Bodensee muss dir eigentlich auch aufgefallen sein), man fährt Ski in der Schweiz und feiert zur Fasnet.
    Im übrigen ist man: "Die STadt zum See" und zehrt vom immer noch nicht ganz fassbaren Fatum, dass um 1970 ein Raumschiff namens Universität im Wald landete und eine klitzekleine Osmose in Gang brachte, zwischen denen, die "Konschdanz" und jenen, welche "Konstanz" sagen.

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