Gestern bin ich dem deutschen Künstler Martin Kippenberger hier begegnet. Er ging schweren, langsamen Schrittes. Ich sprach ihn natürlich an, wie ich alle anspreche. Herr Kippenberger, sind Sie das? Kurzes Nachdenken auf Seiten des Kolosses mir gegenüber, ob Weitergehen nicht das Beste wäre.
Ja, bin ich. Nun ist ja dieser große deutsche Held seit langem tot, und an seinem Grab auf dem Düsseldorfer Friedhof kann man jeden Samstag die Kinder beobachten, wie sie Fange spielen, und wenn der impertinente Jonathan Meese mal wieder im manischen Stile eines Elton John ein Farbengeschäft leerkauft und sich unbeobachtet fühlt, dann lacht er immer sehr laut und grüßt jovial zu dem Kippenberger-Wandbild hinauf, das dieser einmal als eine postironische DDR-Reminiszenz photographieren hatte lassen. Um so mehr freute ich mich, dieses lebende tote Denkmal bei offenbar bester Gesundheit in sich gekehrt durch die Ruinen der neuen Leipziger Schule spazieren zu sehen.
—Was ist mit der Zeit passiert, Herr Kippenberger?, fiel mir als erstes ein. Da endlich lachte er.
—Die Zeit, die Zeit, rief er mehr hinaus als mir zu, die haben die Chinesen gekauft, das weiss doch ein jeder, sag mal, wo lebst du denn; die Chinesen sind ja das Nächste Grosse Ding, und jetzt geh ich nach Hause und male schön.
Seltsamerweise machte er zu diesem Ausruf aber zwei Riesenschritte auf mich zu, und sagte das alles mit einem entgleitenden Lächeln, das ich eher als Bedrohung empfand, und ich glaubte plötzlich einem lokalen Kippenberger-Darsteller und gescheiterten HGB-Faktotum in die Axtmörder-Arme gelaufen zu sein. Sehr, gut, sehr gut, nickte ich noch völlig überemphatisch, und Ja, Chinesen, und verabschiedete mich, servil rückwärts in meinen Kinderschuhen stolpernd.
Apologies to our readers who prefer our English posts.
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