Monday, December 12, 2005

Slugs and Snails are after me.

Das Haus der Schnecke: So hat der Marbacher Editor das vielleicht einmal entstehende Buch intuitiv und aus der Not heraus genannt, und er hat meinem Empfinden nach damit den verschmitzten Geist des Buchautors besser erfasst als mir das aus der Nähe oft möglich ist.

Das Haus der Schnecke ist mit der Zeitmauer in meinem Kopf enger verknüpft, als man meinen könnte (bedeuten doch vermutlich beide Terme den meisten Lesern nichts): Im Grunde hat das Haus der Schnecke die Zeitmauer zur Haustür. Das Schneckenhaus ist natürlich das Innenohr, und die Zeitmauer ist das Trommelfell. Was auf schwindel­erregende Art und Weise mehrere an dieser Stelle bereits erwähnte Kreise auf einmal schließt - Ringos Trommelfelle, die deckungsgleich wurden mit den Trommelfellen meiner Ohren, des Futur Perfekts Essay über den Schall (die Zeit) im Raum (dem Haus?), sowie meine vages Bild zur Zeitmauer als Lawinenbrecher, an dem die Zeit kollabiert und sich verdichtet wie (Achtung, jetzt:) tödlicher Schnee. [Mir wird ganz schwindelig von dem eigenen Wahnsinn heute wieder, und ich formuliere und schreibe ganz offensichtlich mal wieder meinem Geist hinterher wie eine schlecht ausgebildete Stenotypistin.]

Jedenfalls, und worauf ich hinaus will, ist das Trommelfell das Ende der Zeit, wie wir sie kennen. Der Schall - und das ist und bleibt das tiefgreifende Faszinosum - ist ja nur die Luftdruckschwankung in der Zeit. Diese Wellen von Luftmolekülen brechen sich am Trommelfell, und wie besagte Mauer steht es da, nur dass es natürlich schlau genug ist, seine Elastizität in den Dienst des Widerhalls oder Surrogats der Wellen zu stellen und simultan mit seiner Härte den Wellen zu widerstehen. [Außer es steht ein Terrorist vor der Toren mit dem, was sie (seit wann eigentlich?) eine Bombe nennen; eine meiner absoluten und totalen Horrorvisionen beinhaltet, dass meine Trommelfelle reißen unter der Zeugenschaft einer Explosion.]

Alles hernach ist Mechanik, Chemie, Elektrik, wobei man nicht allzu streng sein darf, denn natürlich sind auch die Auslenkungen der Basilarmembran (zur Schnecke gewunden), die die Haarzellen scheren, noch sehr genau dem Rhythmus und damit der Zeitlichkeit der am Trommelfell einfallenden Wellen geschuldet. Und doch ist es so, dass diese Prozesse bereits anderen Randbedingungen unterliegen als die Luftmoleküle in ihrer zeitlichen Bewegtheit draußen vor der Tür: Andere Mittel und Wege werden gefunden, um in halbwegs linearer Art und Weise die Zeitlichkeit des Schalls zu repräsentieren, dort, wo die Zeit zum Ort und dieser wiederum zur Feuerungsrate wird (Feuer­ungs­rate? Sehen wir nicht sofort einen Graphen mit der Zeit zur Abszisse vor uns? Ich gebe zu: ja.)

Ich muss dabei bleiben, schon aus sportlichen Gründen des einmal begonnenen Gedankens, dass die Zeit sich türmt am Trommelfell, und dass dahinter andere Stürme toben. Zeit, wie unser Bewusstsein und damit später unsere Werkzeuge sie zu messen gelernt haben, in ihrer beeindruckendsten Funktion, nämlich als Abszisse für so etwa alles, was wir im Leben auf Ordinaten abzutragen gewillt sind, spielt im Gehirn, im Herz der Finsternis also keine Rolle. Ob es deshalb dort so finster ist, erklärt ein anderer Autor ein andermal.

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