Tuesday, January 03, 2006

This is the return of the space, cowboy!

"Zeitdiagnostisch gesehen erleben wir derzeit - und auch darauf wird einzugehen sein -, dass eine weit zurückreichende Vorstellung über den Raum immer weniger zu gelten scheint, die der französische Schriftsteller George Perec wie folgt zu charakterisieren versucht hat: 'Der Raum scheint entweder gezähmter oder harmloser zu sein als die Zeit: man begegnet überall Leuten, die Uhren haben, und sehr selten Leuten, die Kompasse haben. Man muß immer die Zeit wissen [...], aber man fragt sich nie, wo man ist. Man glaubt es zu wissen: man ist zu Hause, man ist im Büro, man ist in der Metro, man ist auf der Straße' (Perec 1990: 103). Es ist diese Selbstverständlichkeit in Bezug auf Raum, auf die lokale Verortung und die Ortsgebundenheit, die im Zeitalter von Computern, [Mobiltelefonen] und GPS-Systemen nicht mehr länger zutrifft. Die einstmalige Selbstverständlichkeit räumlicher Bezüge machte den Raum zu einer Art Kontingenzbewältiger. Die derzeitige Unruhe rührt genau daher, dass räumliche Bezüge nun selbst flexibel, kontingent und fragil geworden sind und damit nicht mehr länger als Antidot gegen den Rausch der Geschwindigkeit taugen, der die gegenwärtige Gesellschaft erfasst hat."

Markus Schroer (2006): Räume, Orte, Grenzen. Auf dem Weg zu einer Soziologie des Raumes. Frankfurt am Main: Suhrkamp Taschenbuch, p.12f

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