Saturday, December 13, 2008

Zweite Ableitung eines Briefs aus der Vergangenheit (III)

Am 7. Dezember war das ersehnte Flugwetter endlich eingetreten. Mit einem Sanka wurde ich auf den Flugplatz Pitomnik gefahren. Als man mich in eines von zwei dort am Rande aufgestellten Zelte trug, stand am Zelteingang ein Assistenzarzt, der offensichtlich von unserer Division war, denn er fragte leise: "44.I.D.?" Als ich die Hand hob, wies er die zwei Sanitäter an, mit meiner Bahre kehrt zu machen und mich zu einer etwa 100 Meter entfernt stehenden He 111 zu bringen. Die Heinkel nahm 7 oder 8 Verwundete mit. Für mehr war in ihrem Gang, in dem es aus den Bombenschächten jämmerlich zog, kein Platz. Die He 111 war ja ein Kampfflugzeug. Ich saß hinter den Sitzen des Piloten und des Ko-Piloten und konnte durch die Kanzel seilen.

Als wir den Einschließungsring überflogen, setzte russisches Flakfeuer ein. Der Pilot zog das Flugzeug sofort steil hoch. Nach wenigen Sekunden platzten die Flakgranaten schon tief unter uns. Schätzungsweise die letzten 50, 60 Kilometer legten wir im Tiefflug zurück und landeten nach 50 Minuten auf dem Flugplatz Morosowskaja. Die Eintragung im Bordbuch wird auch bei meinem Flug “Ver­bindung zu ein­geschlossenen Truppen” gelautet haben. Alle in Pitomnik gelandeten Maschinen wurden entladen, sofern es Transportflugzeuge wie die Ju’s waren. Allen, auch Kampfflugzeugen wie der He 111, wurde Sprit abgezapft und nur so viel belassen, wie sie für den Rückflug benötigten.

An diesem 7. Dezember landeten auf dem Flugplatz Pitomnik 188 Maschinen, die 282 Tonnen Nachschub brachten (Piekalkiewicz, Stalingrad). Diese Leistung wurde meines Wissens nur einmal überboten, im Schnitt aber nicht annähernd erreicht. Nach dem Kriegstagebuch des OKW 1942/11, Seite 1109, waren 199 Flugzeuge eingesetzt, von denen 7 Ju 52 und 4 He 111 ab­geschos­sen worden sind. Die Russen wollen am 7. Dezember 44 Transportmaschinen Ju 52 vernichtet haben. Wahrscheinlich untertreiben die einen, die anderen wieder übertreiben. Wieviele es wirklich waren, weiß mit letzter Sicherheit wohl niemand.

Ich war nun aus dem Verband der 44. Infanterie-Division ausgeschieden, der ich vom 2. November 1940 bis zum 7. Dezember 1942 angehört hatte. Ihr weiterer Leidensweg im Kessel von Stalingrad ist auf der Karte Seite 170 eingezeichnet.

Apologies to our readers who prefer our English posts.

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